Anjos ist der älteste Ort auf Santa Maria. Das Küstendorf wurde 1439 gegründet und liegt abgeschieden im äußersten Nordwesten der Insel in einer kleinen Welt für sich, denn der Weg nach Anjos führt im Sommer durch die trockene, öde Ebene im Westen.
Anjos hat sich zu einem kleinen Ferienort entwickelt. Im Winter wirkt der kleine Ort deshalb wie ausgestorben, denn nur eine Handvoll Familien lebt hier dauerhaft. Im Sommer dagegen kommt Leben in den kleinen Ort. Dann treffen sich Einheimische und Urlauber, um sich im Naturschwimmbad abzukühlen. Die Bucht ist inzwischen auch Naturschutzgebiet.
1493 landete Christoph Kolumbus auf dem Rückweg von seiner ersten Amerikareise nach einem Sturm hier. Zusammen mit seiner Mannschaft gelobte der Entdecker Amerikas, auf der ersten Insel einen Dankgottesdienst zu feiern. Der Ankerplatz war schlecht gewählt. Gleich beim ersten Versuch verlor sein Schiff zwei Anker. Die Bevölkerung von Santa Maria hieß ihn nicht willkommen. Sie lebten in ständiger Angst vor Piraten. Als Kolumbus zum Gottesdienst übersetzte, wurden er und seine Männer als vermeintliche Piraten gefangen genommen. Der Irrtum klärte sich auf, und das Dankgebet wurde doch noch zum Himmel erhoben.
Auf der Anhöhe am Ortsausgang von Anjos steht ein Kreuz, das noch aus der Zeit der Ankunft von Christoph Kolumbus stammen soll. Von hier aus kann man bei klarem Wetter auch die 52 Seemeilen entfernte Nachbarinsel Sao Miguel sehen.
Heute steht am Ortseingang links die schlichte Ermida Nossa Senhora dos Anjos, die 1893, 400 Jahre nach Kolumbus‘ Besuch, nachgebaut wurde. Das Original stammt aus der Gründerzeit und war eines der ersten Gotteshäuser auf den Azoren. Es ist überliefert, dass Christoph Kolumbus und seine Mannschaft hier ein Gebet sprachen, als sie 1493 auf der Rückreise von der Entdeckung Amerikas auf den Azoren Station machten. Von der ursprünglichen Kirche aus dem 15. Jahrhundert sind nur noch das spitzbogige Seitenportal und die dem Heiligen Geist geweihte Vorhalle erhalten. Im Inneren befinden sich wertvolle Arbeiten aus “pau-branco” (Weißholz), einer Baumart, die zur Zeit der Besiedlung auf der Insel vorkam. Aus diesem Holz besteht auch der dreiteilige Altar, der der Überlieferung nach der tragbare Altar der Karavelle ist, mit der Goncalo Velho, der mit der Besiedlung der Insel beauftragt war, auf Santa Maria landete. Besonders sehenswert ist die Vorderseite des Altars, die mit gelben, blauen und grünen Kacheln verziert ist. Auf ihnen sind exotische Vögel und
Tiere, ein beliebtes Motiv des 17. Jahrhunderts, die den Heiligen Boaventura umgeben. Sie wurden 1679 im Zuge des Wiederaufbaus nach den Angriffen algerischer Piraten in den Jahren 1616 und 1675 hinzugefügt, wie auf einer Gedenktafel vermerkt ist.
Von der ursprünglichen Kirche sind nur noch ein Stück Mauer und ein rötlicher Torbogen erhalten. Der Bogen befindet sich direkt vor der heutigen Kapelle. Die Ermida gilt als eines der ältesten Gotteshäuser der Azoren. Wenn sie verschlossen ist, kann man mit etwas Glück den Schlüssel im Nachbarhaus bekommen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht seit dem Kolumbusjahr 1993 das übermannshohe Kolumbusdenkmal aus Bronze auf einem Steinsockel.
Am kleinen Hafen am Ende der Sackgasse befindet sich eine schöne Badestelle. Das Schwimmbad mit Naturschwimmbecken ist schön angelegt und bietet auch bei stärkerem Seegang ausreichend Schutz. Ausreichend Liegeflächen sind vorhanden. Einige Tische unter Bäumen laden zum Picknick ein.
Der Hafen selbst am Ende der Straße ist dagegen winzig, auch wenn der Kai für die wenigen Fischer inzwischen ausgebaut wurde.
Vom Hafen aus führt ein Weg in westlicher Richtung leicht bergauf. Entlang des Weges passiert man nach ca. 150 m den Eingang zu einer Lavahöhle.
der neue Hafender neue HafenDer Eingang liegt etwas oberhalb des Weges an einer inzwischen befestigten Abzweigung.
Er ist vom Weg aus nicht zu sehen. Die Höhle war früher mehrere Kilometer lang und reichte bis zum Flughafengelände. Inzwischen ist sie jedoch an einigen Stellen eingestürzt.
Der Weg führt weiter zur Praia dos Lobos. Hier ging Kolumbus 1493 an Land.
Früher war Anjos ein blühendes Fischerdorf, viele Familien lebten vom Thunfischfang. Doch auch hier sind die guten Zeiten vorbei. Eine alte, stillgelegte Thunfischfabrik auf halbem Weg zum Hafen erinnert noch an die alten Tage. Aus den vielen Fischerhütten sind Ferienhäuser geworden.
In Hafennähe gibt es ein schönes Naturschwimmbad und einen Swimmingpool mit Liegeflächen.
Am 16. August wird die Festa da Nossa Senhora dos Anjos gefeiert.