Souvenirs:
Auf Pico gibt es nur wenige typische Souvenirs. In Santo Amaro wird jedoch noch Kunsthandwerk gelehrt. Ein Produkt sind die auf Pico einzigartigen Strohpuppen.
Architektur:
Stil: Die ersten Siedler errichteten auf Pico nur einfachste Behausungen, gerade genug, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Noch lange Zeit danach begnügten sich die Einheimischen mit einfachen Häusern, oft mit nur einer Tür und wenigen kleinen Fenstern, um sich vor dem Wind zu schützen. Die Mauern waren aus Trockenmauerwerk, die Wände nur innen einfach verputzt und gekalkt. Die Dächer waren zum Teil nur mit Stroh gedeckt. Die Küche war wegen der Brandgefahr an das Haus angebaut. Erst später kamen Ziegeldächer auf. Dazu mussten oft die Mauern erhöht werden, um eine größere Dachneigung zu erreichen. Der höchste Teil des Hauses blieb jedoch die Küche mit dem gemauerten Außenbackofen. Die Außentür führte direkt in die Stube (sala de fora). Es war ein Mehrzweckraum, in dem auch geschlafen und geschlachtet wurde. Daneben befand sich ein Schlafraum (sala de dentro). Erst später verbreiteten sich zweigeschossige Wohnhäuser. Man wohnte dann im Erdgeschoss, das Obergeschoss war für Arbeitsgeräte, Ochsenkarren und Erntevorräte reserviert. Manchmal befand sich hier auch eine Mühle, die von Eseln oder Kühen angetrieben wurde. Manche Häuser hatten im ersten Stock auch eine Art Galerie oder einen größeren, terrassenförmigen Balkon. Morgens konnte man hier die ersten Sonnenstrahlen genießen. Nachmittags arbeiteten hier die Frauen im Schatten.
Die wenigen Wohlhabenden errichteten sich auf Pico prächtige, eher großzügig gebaute Häuser mit ausreichend Platz zum Wohnen. Die Häuser bestehen zumeist aus behauenen Steinen und sind in der Regel bis auf die Tür- und Fensterrahmen verputzt. Balustraden und Balkone im ersten Stock sind oft kunstvoll verziert. Typische Beispiele dieser klassizistischen Architektur sind die Camara Municipal in Madalena, die Casa dos Morgados in Lajes do Pico und auch die Casa das Barcas in Cais do Pico.
Auch die Zeit der Walfänger hat ihre Spuren in der Architektur hinterlassen, die noch heute sichtbar sind. Die zurückkehrenden Walfänger und Auswanderer brachten neue Ideen aus Amerika mit. Dort bauten sie vor allem mit Holz und strichen ihre Häuser bunt an. Auch dekorative Elemente wie Balkone oder Geländer kamen hinzu. Typisch war auch der Ausbau des ersten Stockwerks durch den Anbau von Dachgauben (torre) mit Holzverkleidung. Dadurch gewann man neuen Wohnraum.
Weinbau:
Weinanbaugebiet:
Das Weinanbaugebiet auf Pico erstreckt sich vom Flughafen an der Nordküste über Madalena bis nach Calhau. Die wichtigsten Orte sind Santa Luzia und Criacao Velha. Die Weinberge sind ein wichtiger Bestandteil der Landschaft. Die beiden Anbaugebiete wurden 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Reben gedeihen hier besonders gut. Vor allem an der Nordküste findet man viele kleine Weiler. Barca, Cais do Mourato, Cachorro, Lajedo, Arcos oder auch Cabrito sind nur einige dieser Küstenorte (lugares da costa), die meist nur im Sommer von Juli bis Oktober bewohnt sind. Daher wurden hier schon früh Zisternen und Brunnen (pocos de mare) angelegt, um in der abgelegenen und kargen Region an Wasser zu kommen.
Geschichte:
Der Weinbau ist eng mit Pico verbunden. Zwar wurde auch schon auf Sao Miguel und Terceira Wein angebaut, doch die steinige Landschaft ohne große Felder und der humusreiche Oberboden machten den Anbau der anspruchslosen Reben auf der Insel zu einem idealen Ersatz. Alles begann im 15. Jahrhundert mit der Verdelho-Rebe, die der Mönch Frei Pedro Gigante 1460 von Madeira mitbrachte. Im 16. Jahrhundert brachten Karmeliten- und Franziskanermönche aus Madeira und Zypern den Weinbau auf Pico voran, indem sie die handwerkliche Kunst des Weinbaus zunächst von Faial über den Kanal brachten. Mitte des 17. Jahrhunderts kamen die Jesuiten hinzu. Vulkanausbrüche in den Jahren 1718 und 1720 zerstörten viele Felder. Die dicken Lava- und Ascheschichten ließen nur noch den Weinbau zu. Doch zunächst mussten die Lavabrocken beiseite geräumt werden. Man schichtete sie zu großen Steinhaufen (moroicos) auf, die heute teilweise zugewachsen und als solche nicht mehr erkennbar sind. Im 18. Jahrhundert begann man auch mit der Herstellung des hochprozentigen Aguardente. Schon früh wurden die Weinberge von der Nachbarinsel Faial aus verwaltet, wo die Klöster ihren Sitz hatten. Von Horta aus wurde der Wein auch exportiert. So gab es schon früh fast tägliche Verbindungen zwischen Madalena und Horta, um die kostbare Fracht zunächst über den Kanal in den Handelshafen zu bringen. Damit war aber auch schon früh eine Abhängigkeit von Faial besiegelt. Handelsvertretungen in Brasilien und Nordeuropa verstärkten den Export des beliebten Verdelho-Weins, der sogar am russischen Zarenhof getrunken wurde und dem bis dahin bekannten Madeira- und Portwein in nichts nachstand. Weitere Abnehmer waren Nordamerika, England und der Vatikan. Sogar Tolstoi erwähnte den Wein von Pico in seinem 1868 erschienenen Werk ‚Krieg und Frieden‘. Einen Dämpfer erhielt der florierende Weinbau 1852, als ein Großteil der alten Verdelho-Reben dem Mehltau zum Opfer fiel. Zwei Jahrzehnte später machte die Reblaus den verbliebenen Reben den Garaus. Sie wurde vermutlich um 1865 mit amerikanischen Handelsschiffen eingeschleppt. Seitdem werden weltweit häufig europäische Reben auf reblausresistente amerikanische Unterlagen veredelt. Die heutige Anbaufläche beträgt etwa 10 % im Vergleich zur Mitte des 19. Aus den heutigen Reben werden erfolgreich Tafelweine erzeugt. Es sind vor allem die modernen Sorten Verdelho, Terrantes und Arinto. Aber auch modernere Rebsorten wie Bual, Baga, Malvasia, Fernao Pires und Sercial sind vertreten. In der Genossenschaft Cooperativa Vitivinicola da Ilha do Pico werden die Tafelweine zentral gekeltert und verarbeitet. Angeboten wird zum einen der Weißwein Terras de Lava, der aus Arinto, Generosa und Seara-Nova hergestellt wird. Der Rotwein wird unter der Bezeichnung Basalto angeboten. Außerdem wird der hochprozentige Lajido mit 16% Alkohol vermarktet. Er wird aus Verdelho hergestellt und als Aperitif mit der Bezeichnung VLQPRD (Vinho Licoroso de Qualidade Produzido em Regiao Determinada) serviert.
Auf Pico werden aber auch unveredelte amerikanische Rebsorten angebaut. Aus ihren Trauben wird der ‚Vinho de cheiro‘ gekeltert, ein etwas herber Wein. Er ist in vielen Bars erhältlich. Er entspricht streng genommen nicht den strengeren EU-Richtlinien, wird aber dennoch als typischer Hauswein gekeltert und angeboten. Im Handel findet man den Vinho de cheiro unter der Bezeichnung Cavaco.
Weinberge / Currais da vinha:
Unzählige Steinmauern säumen die zahlreichen Weinberge, die weite Teile des Westens und Nordwestens der Insel Pico einnehmen und in kleine Parzellen (currais) aufgeteilt sind. Über viele Generationen hinweg wurde die einst wilde Landschaft in ein Weinanbaugebiet verwandelt. Berge von Steinen wurden abgetragen, um die heutige Kulturlandschaft zu schaffen. So entstanden die geometrisch angeordneten Trockensteinmauern aus Lavabrocken, die die einzelnen Parzellen begrenzen. Vom Auswurf der Vulkane befreit, sind die Felder so auch besser zugänglich. Die Felder werden durch einzelne Wege erschlossen. Das gesamte Feld ist von einer etwas höheren Mauer umgeben, die gleichzeitig Schutz vor Dieben, Kaninchen und auch Wind bietet. Die Hauptwege (canadas) werden links und rechts von Steinmauern flankiert. Die Sonne verwöhnt die Trauben monatelang und die Steinmauern schützen vor Wind und Gischt (rossio) vom Meer. Das dunkle Lavagestein speichert tagsüber die Wärme der Sonnenstrahlen und gibt sie nachts an die Reben ab.
Weinkeller / Adegas:
Die Adegas auf Pico sind meist klein und aus Naturstein gebaut. Sie sind meist fensterlos und haben nur eine Tür an der Seite. Das Innere besteht aus einem einzigen Raum. Dadurch bieten die Keller optimale Bedingungen für die Herstellung und Lagerung des Weins. Die Fässer werden seitlich übereinander gestapelt. Auch die Geräte für die Weinbereitung und die Pflege der Weinberge sind in den Adegas untergebracht. Die Trauben aus den umliegenden Weinbergen werden mit Weidekörben geerntet. Auch das Pressen erfolgt vor Ort. Früher wurde teilweise noch nach der traditionellen Methode mit den Füßen gestampft. Dabei wird der Boden mit Piniennadeln bedeckt. Bei den Adegas findet man meist auch eine Zisterne. Das Wasser wird von den Dächern und einer betonierten Fläche aufgefangen und in eine Zisterne geleitet. Die meisten Adegas findet man heute in Küstennähe von Cabrito im Norden über Santa Luzia bis hinunter nach Sao Mateus.
Weinpressen / Lagares:
Die hölzernen Weinpressen sind zweifellos ein Teil des Weinbaus. Sie waren sowohl in den Adegas als auch in separaten, eigens dafür errichteten Gebäuden untergebracht. In ihnen wurden jedes Jahr die Trauben gepresst. Eine Spindel sorgte für den nötigen Druck. Eine der Pressen steht noch im Weinbaumuseum, eine zweite gegenüber der Brennerei in Lajido.
Herrenhäuser / Solares do Verdelho:
Zwischen Santa Luzia im Norden und Criacao Velha im Westen stehen noch einige Herrenhäuser aus dem 18. und 19. Sie sind schon von weitem an ihrer massiven Form zu erkennen. Sie gehörten meist den Reichen und Großgrundbesitzern aus dem benachbarten Faial, die sich in den Jahrzehnten des großen Erfolgs des Weinbaus auch auf Pico ihre Prachtbauten errichteten. Viele dieser Häuser waren zweistöckig aus Basalt gebaut. Das Erdgeschoss war dem Weinbau vorbehalten. Hier wurde gekeltert, hier wurden die Geräte und Transportkarren aufbewahrt. Oft wurde ein tiefer Weinkeller in den Fels gehauen. Das erste Stockwerk diente als Wohnraum. Die meisten dieser Solares hatten auch einen eigenen Brunnen oder eine Zisterne für die Wasserversorgung.
Brennereien / Alambiques:
In den Brennereien wurde in einer Destille der beliebte Aguardente hergestellt. Mit einem Feuer wurde der Brennkessel angeheizt, um den Sud verdampfen zu lassen und aus dem Kondensat den Alkohol gewinnen zu können. Auf Pico wurde unter anderem auch aus Feigen und Johannisbeeren Schnaps hergestellt. Zwei der vielen auf der Insel verstreuten Brennereien sind noch zu besichtigen. Eine befindet sich im Weinbaumuseum in Carmo bei Madalena. Die zweite Brennerei befindet sich in Lajido.
Weinbaumuseum:
Im Weinbaumuseum bei Madalena kann man sich über den Weinbau informieren. Das Museu dos Vinhos do Pico ist in den alten Räumen des Karmeliterklosters untergebracht. Die Adega dos Frates stammt aus dem 17. Es zeigt die Geschichte des Weinbaus, einen typischen Weinberg mit Steinmauern und eine Brennerei.
Walfang:
Der Walfang:
Der Walfang auf den Azoren begann um 1830 und war jahrzehntelang der wichtigste Wirtschaftszweig auf Pico. Walfänger aus Amerika und später aus England hatten die Waljagd auf die Azoren gebracht. Eigentlich kamen sie nicht zur Waljagd in die Gewässer um die Azoren, sondern um sich auf den Inseln mit neuen Vorräten einzudecken, ihre Schiffe zu reparieren und ihre Mannschaften mit den jungen, mutigen und tatkräftigen Männern des Archipels aufzufüllen. Manch ein junger Azoreaner ließ so über Nacht sein bisheriges Leben hinter sich und wagte einen Neuanfang. Mit der Zeit erlernten die Azorer die Kunst des Walfangs, den Umgang mit neuen Techniken und Materialien und errichteten selbst erste Stationen an der Küste. Ein Vollzeitberuf war es jedoch nie. Die Walfänger waren Fischer, Handwerker oder Bauern, die nur dann ihren Beruf wechselten, wenn sie einen Wal sahen. Der Ruf ‚Baleia, Baleia‘ war für die Männer auf den Feldern und in den Stuben das Signal, ihre Arbeit liegen zu lassen und so schnell wie möglich den Hafen aufzusuchen. Dort lagen ihre Boote bereit. In langen, schlanken Ruderbooten (canoas), manchmal unterstützt durch Segel, fuhren sie aufs Meer hinaus. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auch Motorboote eingesetzt, um die meist mit sieben Mann besetzten Walfangboote aufs Meer hinaus zu ziehen. Kam der Wal an die Oberfläche, setzte der Harpunier (trocador) seine Harpune (arpao) an und schleuderte sie dem Riesen von Hand in die Flanke. Der Rest der kleinen Mannschaft hatte die Aufgabe, so schnell wie möglich zu den Walen zu rudern. Auf den Azoren wurde bis in die jüngste Zeit nach dieser traditionellen Methode gearbeitet. Von der Harpune getroffen, flüchteten die Wale, manchmal in die Tiefe. Dabei spulte sich die bis zu einem Kilometer lange Leine schnell ab. Dies war der gefährlichste Teil der Jagd, denn wenn man sich in der Leine verfing, wurde man ins Meer gerissen. Immer wieder kam es zu Unfällen und einige Walfänger kamen bei der Jagd ums Leben. Glück hatte, wem nur Arme oder Beine abgerissen wurden. Ganze Boote wurden in die Tiefe gerissen, wenn es nicht gelang, die Leine rechtzeitig zu kappen, bevor das Ende erreicht war, und die Wale zogen die kleinen Nussschalen in rasender Fahrt kilometerweit über das Meer. Diese gefährliche Arbeit verschaffte den Männern großes Ansehen und Walfänger war der Traumberuf vieler Jungen. Erst wenn der Wal schwach und müde wurde, konnten sich die Ruderer wieder heranarbeiten. Dann versuchte man den Wal durch einen gezielten Wurf mit einer zweiten Harpune zu töten. Anschließend ruderte man mit der Beute im Schlepptau zu den Walfangstationen zurück. Bis zu 20.000 Pottwale sollen jährlich rund um die Inseln erlegt worden sein. Doch nur der geringste Teil ging an die einheimische Industrie. Der Großteil ging auf das Konto amerikanischer Walfänger.
Die erste Flotte:
Die erste Walfangflotte entstand 1876 unter Kapitän Anselmo da Silveira. Er hatte mit dem amerikanischen Konsul Samuel Dabney auf Faial einen Vertrag über die Errichtung einer Walfangstation in Calheta de Nesquim geschlossen.
Die Walfangstationen / Fabricas da baleia:
In den Walfangstationen wurden die Wale zerlegt und verarbeitet. Unter bestialischem Gestank wurde hier in großen Kesseln unter anderem Tran gekocht, der exportiert werden konnte. Das gewonnene Walöl diente vor allem als Lampenöl, das Walfleisch wurde verfüttert oder als Dünger verwendet und das Walfett zur Seifenherstellung exportiert.
Die Wale:
Gejagt wurden hauptsächlich Pottwale (port.: cachalote). Sie werden bis zu 18 Meter lang und bis zu 40 Jahre alt. Pottwale ernähren sich in der Tiefsee von Tintenfischen. Dazu tauchen sie bis zu 1000 Meter tief und können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben.
Das Ende des Walfangs:
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnete sich das Ende des Walfangs ab. Im Jahr 1981 wurden noch 137 Wale erlegt, 1982 waren es 94 und 1983 nur noch 19. Im selben Jahr 1983 wurde der Walfang als Industriezweig offiziell eingestellt. Seitdem verfallen die Walfangschiffe und Walverarbeitungsfabriken. Der Aufwand war ohnehin so groß, dass die Fabriken im Wettbewerb mit den längst industrialisierten und motorisierten Flotten weltweit nicht mehr rentabel betrieben werden konnten. Zudem hatten die großen Flotten aus Japan und der Sowjetunion seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die weltweiten Pottwalbestände so stark reduziert, dass sich der Aufwand nicht mehr lohnte. 1986 wurde das internationale Walfangverbot durchgesetzt. 1987 musste der letzte Wal sein Leben lassen, nachdem in diesem Jahr noch zwei Wale erlegt worden waren. Seitdem müssen sich Künstler und Souvenirhändler mit den Restbeständen an Walknochen und Walzähnen begnügen.
Beobachtungsposten / Vigias da baleia:
An besonders günstigen und strategisch wichtigen Stellen rund um die Insel wurden hoch über dem Meer gelegene Beobachtungsposten (vigias da baleia) errichtet, von denen aus das vorgelagerte Meer beobachtet und ausgekundschaftet wurde. Diese vigias da baleia sind mit gutem Auge schon von weitem als meist weiße, bunkerartige Häuschen mit einem breiten, schmalen Sehschlitz auf einigen Anhöhen in Meeresnähe zu erkennen. Als weißer Fleck in der Landschaft waren sie so auch vom Meer aus leicht auszumachen. Von hier aus konnte man mit dem Fernglas blendfrei auf das Meer schauen. Ein guter Beobachter (Vigia) konnte einen Radius von bis zu 30 Meilen abdecken. Er war einer der wichtigsten Männer beim Walfang, denn nur seine Augen konnten die Walfänger zum Ziel führen. Gesucht wurden vor allem die Wasserfontänen der Wale. Wurde ein Wal gesichtet, gab man zunächst Rauchzeichen. Später wurden Raketen in den Himmel geschossen. Erst 1948 löste die aufkommende Funktechnik die rustikalen Warnmethoden ab. Der Mann im Ausguck gab die Richtung vor und ein Planquadrat. Ein Mann auf dem Dach der Vigia (Sinalizador) zeigte mit verschiedenen Flaggen den Kurs an, den man draußen auf dem Meer einschlagen musste. Einige der alten Beobachtungsposten sind heute wieder besetzt. Die Whale Watching Gesellschaften haben sie reaktiviert. Nur geht man heute nicht mehr mit der Harpune hinaus, sondern mit der Kamera. So sind einige der alten Beobachter heute wieder im Einsatz und können mit ihren guten Augen auch Jahre nach dem Walfangverbot den Touristen noch gute Dienste leisten. Vigias da baleia findet man z.B. in Sant’Ana, Relvas, Canto (Sao Mateus), Queimada, Arrife, Ribeiras, Calheta do Nesquim und am Cabeco da Hera.
Walfängerboote / Canoas:
Die Walfängerboote (Canoas) auf Pico wurden speziell für den Walfang entworfen und gebaut. Sie waren in der Regel zehn bis zwölf Meter lang und 1,90 Meter breit. Der Mast war 8,80 m lang. Es gab sechs Ruder und im vorderen Teil zwei ca. 600 m lange, aufgerollte Taue. Für die Jagd standen 5 Harpunen und 5 Lanzen bereit. Für den Notfall war eine Axt zum Durchschneiden der Seile vorhanden. Außerdem gab es Wasser und eine Laterne. Navigiert wurde mit einem Kompass. 7 Mann waren normalerweise auf dem Boot. Ein Mann war speziell für die Harpune zuständig, der Traocador.
Schleppboote / Gasolinas:
Um die Walfänger in ihren Booten möglichst schnell aufs Meer zu bringen, wurden anfangs Segelschiffe eingesetzt, die die kleinen Walfängerboote schleppten. Später wurden die Segelschiffe durch motorisierte Schiffe (Gasolinas) ersetzt. Sie waren für den Transport auf See und zurück zuständig und schleppten die Wale auch an Land. Diese Schlepper waren typischerweise 10 bis 18 Meter lang, 2,50 bis 4,10 Meter breit und hatten einen Tiefgang von bis zu 2 Metern. Viele dieser Schlepper wurden inzwischen leicht umgebaut und sind heute noch in den alten Häfen zu finden.
Bootshäuser / Casas dos botes:
In den Bootshäusern wurden die Walfängerboote an Land aufbewahrt. Hier fanden sie auch in stürmischen Wintern ausreichend Schutz und konnten gewartet werden. Sie waren meist aus Natursteinen gebaut und lagen direkt am Hafen, oft in der Nähe der Rampen. Jeder Hafen hatte solche Bootshäuser und die meisten sind heute noch fast im Originalzustand erhalten, so z.B. in Lajes, Calheta, Sao Roque oder auch Sao Caetano.
Denkmäler der Walfänger:
Die lange Tradition des Walfangs hat dazu geführt, dass nach dem Ende des Walfangs auf Pico Denkmäler errichtet wurden. Sie sollen nicht nur den Mut der vielen Männer ehren, sondern auch die Erinnerung an die Tradition für die nachfolgenden Generationen wachhalten.
Landwirtschaft:
Getreidemühlen / Atafonas:
In den ländlichen Regionen findet man außerhalb der Ortschaften noch vereinzelt alte Getreidemühlen. Die Gebäude sind zweistöckig. Im Erdgeschoss befand sich das Mahlwerk (atafona). Die Mühlsteine (mós) lagen horizontal übereinander. Der untere Stein war fest. Der obere Stein wurde von einem Tier, meist einem Ochsen oder Esel, über eine Holzstange angetrieben, indem die Tiere immer im Kreis liefen. Auf diese Weise wurde das Getreide gemahlen. Im ersten Stock befanden sich die landwirtschaftlichen Geräte. Aber auch der Mais für das Winterfutter der Tiere wurde hier gelagert.
Heulager / Palheiros:
Heulager (Palheiros), die im Winter auch als Stall genutzt werden, sind heute noch weit verbreitet. Neben Winterfutter und Stroh wurden hier auch die Ochsenkarren vor der Witterung geschützt untergebracht.
Windmühlen / Moinhos de Vento:
Windmühlen sind auf Pico nicht sehr verbreitet, aber man kann immer noch spanische und flämische Einflüsse erkennen. Es gab zwei Arten von Windmühlen auf Pico. Die einen waren unbeweglich. Es gab aber auch Windmühlen, die man drehen konnte. Beide waren zweistöckig. Der untere Teil bestand aus massivem Mauerwerk und war der eigentliche Mahlraum. Der obere Teil der Mühle bestand aus Holz. Die Kuppel als Dach lief spitz zu. Hier befand sich auch der hölzerne Antrieb. An einem Mast waren vier Flügel befestigt, die mit Tuch bespannt werden konnten. Der Mast trieb über eine einfache Umlenkung unter dem Dach das Mahlwerk an. Das wohl schönste Exemplar steht renoviert bei Sao Joao.
Wassermühlen / Moinhos de Agua:
Die Wassermühlen (azenhas) wurden ebenfalls zweistöckig gebaut. Im unteren Stockwerk befand sich der Antrieb durch das Wasserrad. Im oberen Stockwerk befand sich das Mahlwerk. Erstaunlicherweise gab es auf Pico mehrere Wassermühlen. Die meisten lagen an der Nordküste. Einige sind noch gut erhalten. Sie liegen aber meist an schwer zugänglichen und abgelegenen Stellen und sind oft nur über Privatgrundstücke erreichbar.
Dreschplätze / Eiras:
Die Dreschplätze waren alle runde, ebene Plätze. Hier wurde das Getreide getrocknet und von Hand gedroschen. Da das Dreschen von Hand sehr mühsam war, war der Dreschplatz auch ein Treffpunkt für die Bevölkerung.
Landwirtschaftliche Geräte / Alfaias:
Die Arbeit auf dem Feld war früher mühsam und wurde oft nur von Ochsen und Eseln unterstützt. Der Pflug war meist einscharig und wurde von Tieren gezogen. Es gab viele schwere Hacken und andere Geräte. Teile davon sind im Museu dos Baleeiros in Lajes do Pico zu sehen.
Steinhaufen / Maroicos:
Gelegentlich sieht man abseits der Straßen riesige, mehrere Meter hohe Steinhaufen (Maroicos). Sie wurden alle in mühsamer Handarbeit aufgeschichtet, um nach Vulkanausbrüchen die Auswurfsteine von den Feldern zu entfernen. Nur so konnten die Felder einigermaßen bewirtschaftet werden. Sie sind damit wohl das eindrucksvollste Beispiel dafür, wie schwierig die Bedingungen für die Bauern auf Pico waren. Heute sehen sie ein wenig wie Pyramiden aus. Am auffälligsten sind die Steinhaufen wohl um Valverde und Sete Cidades östlich von Madalena.
Ochsenkarren / Carro de Bois:
Das am weitesten verbreitete Transportmittel war früher der Ochsenkarren (carro de bois). Früher wurde damit alles transportiert. Die in die Lavafelder bei Criacao Velha oder zwischen Lajido und Santa Luzia eingegrabenen Fahrspuren, die beim Weintransport nach Madalena entstanden sind, zeigen, dass der Verkehr zeitweise recht rege war.
Religion:
Insgesamt lassen sich 5 verschiedene Perioden unterscheiden:
– 1452-1582: Besiedlung der Insel
– 1582-1642: Spanische Besetzung
– 1642-1760: Auswanderung nach Brasilien
– 1760-1830: Orangenboom
– bis heute: Auswanderung nach Amerika
Schon die ersten Siedler errichteten im strengen katholischen Glauben schnell die ersten Kapellen (ermidas), denen später die ersten Kirchen folgten. Die Religion war ein wichtiger Bestandteil des Lebens der früheren Generationen und so sorgte die gesamte Gemeinde für ein gemeinsames Gotteshaus. Das erste Gotteshaus war die kleine Ermida de Sao Pedro in Lajes do Pico. Zerstört oder beschädigt durch Erdbeben und Vulkanausbrüche mussten auch die Gotteshäuser immer wieder neu aufgebaut werden.
Kirchen / Igrejas:
Die Kirchen waren und sind oft schlicht gehalten. Es wurden keine Prunkbauten errichtet und der Baustil orientierte sich immer am Stil der jeweiligen Epoche. So weist die Igreja da Santissima Trindade in Lajes do Pico späte neugotische Elemente auf, während die Igreja de Nossa Senhora do Livramento im Convento de Sao Pedro de Alcantara in Sao Roque do Pico barocke Züge mit brasilianischem Einfluss zeigt. Die Seiten der Kirchen sind meist schlicht verputzt. Nur die Frontfassade ist verziert, meist mit schwarzem Basalt. Die Kirchen haben in der Regel zwei Türme mit Spitzdächern. Die heute noch erhaltenen Ermidas und Imperios sind dagegen meist viel schlichter gehalten.
Heilig-Geist-Kapellen / Imperios do Espirito Santo:
Wie auf allen Azoreninseln kam der Kult des Heiligen Geistes mit den ersten Siedlern im 15. Die Franziskaner, die sich zuerst in Lajes do Pico und später in Sao Roque do Pico niederließen, unterstützten die Siedler dabei. Mit der Zeit entstanden überall kleine Imperios. Einige wurden durch Spenden von Wohlhabenden finanziert, andere durch Kollekten der Gemeinde, besonders nach Erdbeben oder Vulkanausbrüchen, wenn man die Hilfe Gottes besonders nötig hatte. Die Symbole sind überall die Krone, das Tablett und das Zepter, alles aus Silber.