Calheta ist die zweitgrößte Stadt auf São Jorge, auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so städtisch wirkt. Wegen des besseren Hafens wurde aber schon früh Velas als Hauptstadt gewählt. Auch heute noch gibt es eine gesunde Rivalität zwischen den beiden Städten.
Zum Bezirk Calheta gehören die Gemeinden Norte Pequeno, Ribeira Seca, Santa Catarina (Calheta), Santo Antao und Topo.
Geschichte:
Die Stadt wurde Ende des 15. Jahrhunderts vom Hafengebiet aus besiedelt. Im Jahre 1534 wurde Calheta von König D. João III zur Stadt erhoben. Im Jahre 1757 wurde die Stadt durch ein verheerendes Erdbeben fast vollständig zerstört.
1694 kam es zum „Yam-Aufstand“. Die Bevölkerung wollte die hohe Steuerlast nicht tragen und wehrte sich vor allem gegen die Zwangsabgaben auf Yams, der meist in den abgelegenen Fajas an der Nordküste unter entsprechenden Mühen und Risiken angebaut wurde. An dem Aufstand waren die Dörfer Calheta, Topo und Norte Grande beteiligt.
Neben älteren Häusern findet man heute in Calheta viele Neubauten, die nach dem Erdbeben von 1980 entstanden sind. Die Häuser ziehen sich inzwischen den ganzen Hang hinauf. Fast alle haben einen herrlichen Blick über den Kanal.
Sehenswürdigkeiten:
Die Igreja da Santa Catarina in der Rua 25 de Abril stammt aus dem 16. Die erste Kirche wurde jedoch 1639 durch einen Brand zerstört, die zweite 1757 durch ein Erdbeben. 60 Jahre dauerte der Wiederaufbau im 18. Nach dem Erdbeben von 1980 musste sie zum vierten Mal wieder aufgebaut werden. 1991 wurde sie schließlich wieder eingeweiht. Die Kirche ist aus Basalt erbaut und weist barocke Züge auf. Auf der linken Seite befindet sich ein Glockenturm. Die Kirche besteht aus drei Schiffen. Besonders hervorzuheben sind die im typisch azorianischen Barockstil verzierten Portale und der Hauptaltar mit vergoldeten Schnitzereien und zwei wertvollen Bildern der Schutzheiligen. Im Altarraum steht die Schutzheilige Santa Catarina mit Palmwedel und Buch in den Händen. Das Bildnis stammt wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert und ist aus Pinienholz geschnitzt. Sie wird von Sao Jose und Santo Antonio flankiert.
Santa Catarina de Alexandria war eine Königstochter, die im Jahre 310 geboren wurde. Sie war eine überzeugte Christin.
Gleich neben der Treppe zur Kirche befindet sich der kleine Imperio do Espirito Santo. Er ist mit Azulejos verkleidet.
In der Rua 25 de Abril, 3-5 befindet sich das Gebäude Santa Casa da Misericordia. Es wurde im 19. Jahrhundert von der Familie Bettencourt umgebaut und erweitert. Das Gebäude wird von einem kleinen Holzturm gekrönt, der 1915 hinzugefügt wurde. Seit 1935 wird es von der Santa Casa da Misericordia genutzt.
In derselben Straße steht auch das relativ schlichte Rathaus. Es wurde zwischen 1895 und 1900 erbaut. Sein erster Vorgänger wurde beim Erdbeben von 1757 zerstört. Im geschmückten Bürgersteig sieht man davor Yamspflanzen in Erinnerung an den Yamsaufstand von 1694. In der Nähe des Rathauses befindet sich auch eine kleine Touristeninformation. An der Uferstraße befindet sich eine ART-Informationsstelle. Sie ist jedoch nur im Sommer von Juni bis September geöffnet.
In der Rua 25 de Abril, 26 befindet sich das ehemalige Hospiz Hospicio Municipal. Es wurde 1883 gegründet.
In der Rua dos Teatros, Ecke Rua Dr. Martins Ferreira, befindet sich das Gremio Calhetense. Es wurde 1914 gegründet und beherbergt die Filarmonica, das Orchester und das Theater.
In der Rua dos Teatros, 6 befindet sich das Gebäude der Sociedade Estimulo. Es ist Sitz des Sociedade Clube Estimulo. Das Haus wurde bereits 1901 erbaut und ist heute das zweite Kulturzentrum von Calheta.
In der gleichen Straße befindet sich der Jardim Maestro Francisco Lacerda. Der kleine Stadtgarten zeigt eine Vielzahl verschiedener Pflanzen und Blumen. Hier befindet sich auch ein Denkmal für Maestro Francisco Lacerda.
Maestro Francisco Inacio da Silveira de Sousa Forjaz de Lacerda wurde am 11. Mai 1869 in Ribeira Seca geboren. Er studierte in Angra, Porto, Lissabon und Paris. In Frankreich dirigierte er große Orchester. 1928 kehrte er nach Portugal zurück. Er starb am 18. Juli 1934 in Lissabon.
Das Museu Francisco de Lacerda befindet sich in der Rua Jose Azevedo da Cunha. Es wurde 1977 als Casa Etnografica eröffnet und 1991 umbenannt. Eines der beiden Häuser des Museums stammt aus dem Jahr 1811 und wurde von Bischof D. Francisco Lacerda während seines Besuches in Calheta bewohnt. Aufgrund der räumlichen Enge gehen die volkskundlichen Abteilungen ineinander über. Gezeigt werden Alltagsgegenstände des früheren bäuerlichen Lebens, Kleidung, ein Webstuhl und auch zahlreiche Decken. Die Ausstellungen wechseln halbjährlich nach Themen.
Zum Museum gehört auch eine Bibliothek mit Computer und Internetzugang. Es gibt auch einen kleinen Buchladen mit den neuesten Veröffentlichungen über die Azoren. Inzwischen ist ein System in Betrieb, das die Namenforschung auf der Insel unterstützt. Mehrere tausend Namen sind bereits erfasst, so dass sich Familien und Nachkommen leicht zurückverfolgen lassen. Angeschlossen ist das Kulturzentrum mit Bibliothek und Internetterminal.
Der Hafen ist inzwischen ausgebaut und wird im Sommer regelmäßig von den Triangulo-Fähren angelaufen. An der Kaimauer können auch größere Frachtschiffe anlegen. Daneben tummeln sich die kleinen Fischerboote der kleinen Fischerflotte von Calheta. Wenn man hier mit dem Schiff ankommt, sollte man sich zuerst bei der Guarda Fiscal in der Nähe der Rampe anmelden.
In den ersten Jahrhunderten der Besiedlung beherbergte der Hafen auch eine wichtige Schiffswerft. Hier wurden Schiffe gebaut, die bis nach Afrika und Amerika segelten.
Im Juli wird die Festa de Julho gefeiert, bei der sich das gesamte Hafenviertel in eine farbenfrohe Musikbühne verwandelt. Mehrere Tage lang wird bis spät in die Nacht gefeiert. Am Hafen gibt es auch einen kostenlosen WLAN-Hotspot.
Am Hafen beginnen und enden auch alle Buslinien.
Von der ehemaligen Hafenbefestigung sind nur noch wenige Spuren erhalten. 1620 wurde das Forte de Sao Joao Baptista errichtet, 1652 das Forte de Santo Espirito und schließlich von 1708 bis 1710 das Forte de Santo Antonio.
Dass Calheta früher ein richtiges Fischerdorf war, zeigt auch die alte Thunfischfabrik am Fuße des Hanges, in der unter französischer Leitung Fischkonserven hergestellt wurden. Sie soll in den nächsten Jahren zu einem Besucherzentrum umgebaut werden.
Am Hafen befindet sich auch das kleine Leuchtfeuer Farolim da Calheta. Der Leuchtturm wurde 1945 errichtet und hat eine Reichweite von sieben Seemeilen.
In Calheta gibt es etwas Industrie: eine Steinfabrik, Holzverarbeitung und eine kleine Molkerei.
An der Rua de Baixo in Richtung Ribeira Seca befindet sich die Ermida de Santo Antonio. Sie ist relativ schlicht gebaut. Die Kapelle wurde 1816 errichtet und später umgebaut.
Neben der Kapelle und mit ihr verbunden steht ein Herrenhaus aus der Zeit der Oranier-Barone, das 1822 erbaut wurde.
Hoch über dem Ort an der Hauptstraße liegt das kleine Krankenhaus.
Nach Westen geht die Bebauung fließend in den Nachbarort Faja Grande über. Auf dem Weg dorthin passiert man das Stadion und die Konservenfabrik Santa Catarina.
In Richtung Topo passiert man den Pico da Urze. Schon von weitem sieht man die Windräder. Sie erzeugen ca. 20% des Strombedarfs der Insel.
Bademöglichkeit am Hafen.
Busverbindung nach Velas, nach Topo.
Am 25. November wird die Festa de Santa Catarina gefeiert.