Ponta dos Capelinhos auf Faial

Die Westspitze von Faial gehört zu den jüngsten vulkanischen Aktivitäten auf den Azoren. Noch heute hat die Natur Mühe, den ockerfarbenen Ascheboden wieder zu bewachsen. Bei starkem Wind fegen deshalb regelrechte Sandstürme über das Land. Für Faial-Besucher gehört ein Besuch der Ponta dos Capelinhos zum Pflichtprogramm.

Eine atemberaubende Vulkanlandschaft bietet sich dem Betrachter. Sie entstand erst durch einen Vulkanausbruch in den Jahren 1957/58. Der Vulkan Capelinhos spuckte damals mehr als 30 Millionen Tonnen Asche und Lava und begrub weite Teile des Westens unter sich.

Fast ein halbes Jahrhundert nach dem Ausbruch fegt die Asche noch immer über das Land.

Die Ponta dos Capelinhos ist ein Bild der Gegensätze: das dunkle Blau des Atlantiks, das schwarze Lavagestein und der feine ockerfarbene Sand.

Seit dem Ausbruch des Capelinhos hat sich der Westen der Insel stark verändert. Heute ist das Gebiet um die Ponta dos Capelinhos eine vegetationslose Steinwüste, die einer Mondlandschaft gleicht. Nur mühsam erobert sich die Natur Meter um Meter zurück.
Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass erst in den letzten Jahren die Vegetation wieder merklich zunimmt. In den unebenen Bodennischen sind die jungen Pflanzen vor dem Wind geschützt. Doch es dauert lange, bis die zarten Pflänzchen in der wüstenähnlichen Region wieder Fuß fassen.

Bis heute ist das Gebiet jedoch unbewohnt. Ein Lavasteilhang und die Überreste des alten Leuchtturms Farol dos Capelinhos zeugen heute von der damaligen Naturgewalt. Der Leuchtturm ragt einsam aus der Sandwüste und markiert noch heute die ehemalige Westspitze der Insel. Er wurde 1903 als erster Leuchtturm auf Faial gebaut. Für 16 Jahre war er der einzige Leuchtturm auf Faial. Der Leuchtturm von Capelinhos war auch später noch der größte der Insel und einer der größten Portugals. Er wurde aus Basalt gebaut. Seine Fassade wurde aus Mangel an Zement gekalkt. Das Licht in dem achteckigen Bauwerk erstrahlte in 35 m Höhe und 94 m über dem Meeresspiegel. Es reichte 30 Seemeilen weit. Später kamen Nebelhörner hinzu.
Seit dem Ausbruch des Capelinhos war der gesamte Unterbau des Erdgeschosses 50 Jahre lang unter einer dicken Ascheschicht begraben. Kaum vorstellbar, dass der Leuchtturm vor nur 50 Jahren noch direkt an der Steilküste der Westküste stand.

Direkt neben dem Leuchtturm befindet sich seit Herbst 2008 das neue Besucher- und Informationszentrum Centro de Interpretacao do Farol dos Capelinhos. Ein architektonischer Prachtbau des Architekten Nuno Ribeiro Lopes, der in den Boden eingelassen und von weitem nur zu erahnen ist.
Das alte Museum Nucleo Museologico dos Capelinhos oben im Stadtteil Canto wurde gleichzeitig geschlossen. Es wurde 1964 gegründet und war seit 1992 in dem alten Natursteinhaus direkt an der Hauptstraße untergebracht. Alle Informationen finden sich nun direkt am Leuchtturm, der bis auf die Grundmauern ausgegraben wurde und nun Teil des Museums ist. Der Turm kann auch wieder bestiegen werden. Historische Bilder und Filme informieren über das geschichtliche Ereignis. Inselschnitte geben Auskunft über den geologischen Aufbau der Azoren. In einem 3D-Kinosaal werden Filme gezeigt. Im Foyer finden regelmäßig Dauerausstellungen statt. Eine Cafeteria ist ebenfalls vorhanden.

Kurz vor dem Leuchtturm zweigt ein Weg zum alten Hafen Porto Comprido ab. Hier stehen noch die Reste der Häuser des alten Capelo. Man muss schon genau hinsehen, um die Giebel des ehemaligen Fischerdorfes zu erkennen. Versunken ragen sie aus dem Vulkansand. Eines der Häuser wurde unter meterhohem Aschestaub wieder ausgegraben. Hier soll eine weitere Museumsabteilung entstehen.

Das vorgelagerte vulkanische Halbrund des Capelinhos-Massivs hat sich zu einem Vogelparadies entwickelt. Hier brüten ganze Kolonien der weithin hörbaren Sturmtaucher.
Sie spielen bei der Renaturierung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ihre Nahrungsreste sorgen für einen nicht unerheblichen Nitrateintrag, denn im Gegensatz zu Cabeco Fogo ist die Vulkanasche auf Capelinhos nährstoffarm. Auf dem Vormarsch sind vor allem inselfremde Pflanzen wie die Hottentottenfeige oder das Spanische Rohr. Dieses übermannshohe Schilf wird an anderen Stellen bekämpft. Auf Capelinhos ebnet es den Weg für endemische Arten. Es bildet wertvollen Humus, auf dem sich schließlich auch anspruchsvollere Arten ansiedeln können.
Wer den Vulkan Capelinhos erkunden möchte, benötigt eine offizielle Genehmigung, an die sich leider nur wenige Besucher halten. Im Museum kann man sich dafür anmelden. Wenn man einen Tag vorher nachfragt, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, einen Führer der Naturparkverwaltung mitzunehmen. Am sichersten ist es, das Gebäude der Naturparkverwaltung in Horta hinter dem Porto Pim aufzusuchen. Über den Vulkan führt ein Rundweg zu verschiedenen Stellen, teilweise auch über heiße Felsspalten. Wer es alleine ohne Führer versuchen möchte: Bitte immer auf den ausgetretenen und markierten Pfaden bleiben und sich nie zu nahe an die Abbruchkante wagen!

Wo heute eine Aschewüste liegt, rauschte 1957 noch die Brandung an die Küste. Nur die kleine Insel Ilheus dos Capelinhos ragte aus dem Meer.
Am 16. September 1957 begann die Erde leicht zu beben. Mehr als zweihundert Mal schlugen die Zeiger aus. Am 27. September ließen die Erschütterungen nach. Jetzt gab es die ersten Eruptionen vor der Westküste. Das Meer vor der Küste kochte. Am 29. September begann die eigentliche Eruption. Es gab zahlreiche Explosionen und schon bald fiel ein heftiger Ascheregen vom Himmel. Am 1. Oktober stiegen die Rauchsäulen bereits mehr als fünf Kilometer in den Himmel. Die Asche wurde fast einen Kilometer hoch geschleudert. Im Westen war die Ascheschicht mehr als eineinhalb Meter dick. Am 7. Oktober wurde die erste Kraterinsel sichtbar. Sie war 60 Meter hoch und über 600 Meter lang. Das Meer war an dieser Stelle zuvor 70 Meter tief. Am 9. Oktober ragte das Land bereits 100 Meter aus dem Meer. Die Insel hatte die Form eines Hufeisens. Doch die Insel hielt nicht lange und schon am 30. Oktober war das neue Land wieder vollständig unter der Meeresoberfläche verschwunden. Im November folgten heftige Eruptionen, die nur wenige Tage später eine Insel bildeten, die am 12. November 1957 durch einen Lavasteg mit Faial verbunden wurde. Doch die Erde kam nicht zur Ruhe. Nun traten Lavaströme aus. Große Gesteinsbrocken flogen durch die Luft. Viele Häuser versanken im Ascheregen oder stürzten ein.

Im März 1958 war das ehemalige Ilheus dos Capelinhos unter der Asche begraben und die Lava floss weiter ins Meer und flog teilweise bis zu 500 m hoch in die Luft. Im Mai kam es zu einer neuen Serie von fast 500 Erdbeben innerhalb weniger Tage. Nun fielen auch die letzten Häuser. Insgesamt wurden etwa 300 Häuser zerstört. Fast alle Gebäude auf der Westseite von Faial wurden zumindest beschädigt. Zweitausend Menschen wurden obdachlos und die gesamte Ernte wurde vernichtet. Glücklicherweise waren keine Todesopfer zu beklagen. Alle Bewohner konnten ihre Häuser rechtzeitig verlassen. 2.000 Menschen mussten jedoch umgesiedelt werden und standen nun ohne Hab und Gut vor dem Nichts. Eine Auswanderungswelle setzte ein. Ging es im 17. Jahrhundert noch nach Brasilien, so war nach dem Ausbruch des Capelinhos Amerika das neue Ziel. Noch nie in der Geschichte der Insel war die Zahl der Auswanderer so hoch wie in den 60er und 70er Jahren des 20. Rund 10.000 Menschen wanderten innerhalb weniger Jahre aus. Die USA hatten sogar auf Vorschlag des späteren Präsidenten J.F. Kennedy ein Sondergesetz erlassen, um den Menschen von Faial die Einreise zu erleichtern. Portugal versuchte, die Menschen in die Kolonien Angola und Mosambik zu lenken, doch diese Ziele waren weniger attraktiv.

Erst 13 Monate später, am 24. Oktober 1958, kam die Erde zur Ruhe. Mehr als 30 Millionen Tonnen Asche und Lava spuckte der Vulkan in die Luft. 2,4 km² neues Land entstanden durch den Ascheregen. Die Asche türmte sich teilweise bis zu 5 m hoch auf. Mehr als die Hälfte des neuen Landes ist inzwischen wieder im Meer versunken, aber die beiden alten Dörfer sind seitdem unbewohnbar und auch die Pflanzenwelt ist aus dem Gleichgewicht geraten.

Das Meer rund um das neue Land ist bis heute nicht vollständig kartographiert. Deshalb sollte man sich mit dem Boot nur vorsichtig nähern. Der Boden erodiert ständig.

Etwa 100 m oberhalb der Hauptstraße nach Praia do Norte liegt der ehemalige Walausguck Vigia dos Capelinhos, von dem aus man heute Vögel beobachten kann. Die Vigia selbst ist verfallen.

Hinter dem Walausguck befindet sich eine Motocross-Strecke.

Naturschwimmbad am Hafen von Comprido.




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