Geschichte von Faial

Die Insel Faial hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Namen. Im 13. Jahrhundert sprach man von der ‚Insula de La Ventura nos Portulanos‘. Heinrich der Seefahrer nannte sie ‚Ilha de Sao Luiz‘. Wegen der vielen Gagelbüsche (Myrica faya) wurde sie schließlich in ‚Fayal‘ umbenannt. 1450 entdeckte Jacome de Bruges die Insel. 1460 begann in Cedros die Besiedlung. Vor allem Familien aus dem Norden Portugals sind die ersten Siedler.

1466
Der Abenteurer Josse van Huerter aus dem flämischen Moerkirchen landet mit 15 Männern auf Faial, um nach Bodenschätzen – vor allem Kupfer, Silber und Zinn – zu suchen. Viele Landsleute folgen ihm zunächst in der Hoffnung auf schnellen Reichtum. Die Insel geht als ‚Ilha da Ventura‘ (Insel des Glücks) in die Landkarten ein. Große Teile der Insel werden gerodet und die Erde nach Bodenschätzen durchwühlt. Van Huerter wird zwar nicht fündig, bleibt aber dennoch, begeistert von der Fruchtbarkeit des Bodens.

1468
Van Huerter wird zum Gouverneur der Insel ernannt und erhält am 21. Februar von der Tochter des Königs Dom João I. das Besiedlungsrecht. Mit Lehensbrief und Siegel der Herzogin D. Isabel von Burgund heiratet er eine Portugiesin und gründet – nach dem Namen der Flamen – den Ort Flamengos im gleichnamigen Tal. Auch in Praia do Almoxarife entsteht eine Siedlung. Van Huerter holt weitere Landsleute aus Flandern nach Faial. Die Hauptstadt Horta erhält ihren Namen nach dem flämischen Siedler van Huerter. Wegen der vielen Gagelbüsche wird die Insel in Fayal umbenannt.
Statt Silber ist es die Landwirtschaft, vor allem der Anbau der Färberpflanze Pastell, die der Insel zu frühem Reichtum verhilft. Auch Weizen wird angebaut. Van Huerters Tochter heiratet den Nürnberger Martin Behaim, der einige Jahre in Horta lebt. Er schuf den ersten Globus. In der Igreja Nossa Senhora das Angustias in Horta erinnert ein Gedenkstein an den Globuserfinder.

1490
Auf Faial leben bereits ca. 1.500 Menschen. 1498 Horta wird zur ‚Vila‘ erhoben.

16. Jahrhundert
Die Färberpflanzen Urzela und Pastell werden verstärkt exportiert. Auch Getreide wird verschifft. Vor allem mit Weizen lässt sich noch bis ins 17. Jahrhundert Geld verdienen.

1583
Spanier besetzen die Insel mit einer Flotte unter Philipp II. von Spanien. Sie landen in Pasteleiro, westlich des heutigen Horta. Die Bevölkerung unterwirft sich den bewaffneten Truppen.
In der Folgezeit greifen Piraten die Insel mehrmals an. Die reich beladenen Schiffe auf dem Rückweg von den Kolonien zum portugiesischen Festland werden von den Piraten abgefangen. Mit dem Ausbau der Kolonien in Übersee nimmt auch der Schiffsverkehr in Horta zu und der Hafen gilt fortan als der sicherste Seehafen der Azoren. Hier kann man neue Vorräte an Bord nehmen und sein Schiff reparieren lassen. So kommen Mannschaften aus den verschiedensten Ländern nach Horta und bringen neben ihrer Kultur auch die unterschiedlichsten Waren auf die Insel. 1589 Piraten unter dem Earl of Cumberland überfallen Horta.

1597
Piraten unter dem Kommando von Sir Walter Raleigh überfallen Horta. Die Stadt Horta wird niedergebrannt.

1672
Die Erde bebt beim Ausbruch des Cabeco do Fogo. Es entstehen große Schäden und etwa 200 Menschen kommen ums Leben. Die Insel wird unter einer dicken Ascheschicht begraben. Eine erste Auswanderungswelle vor allem nach Brasilien setzt ein.
Die Bevölkerung konzentriert sich zunehmend auf Horta. Die Jesuiten errichten hier eine Schule, in der Missionare auf dem Weg nach Südamerika oder in den Orient Station machen können. Auch Karmeliter und Franziskaner lassen sich hier nieder.

Im 18. Jahrhundert erlebt die Insel Faial einen wirtschaftlichen Aufschwung. Wein von der Nachbarinsel Pico wird nach Europa und bis ins ferne Russland exportiert.

1765
Neue Fremde kommen auf die Insel: amerikanische Walfänger. In Horta füllen sie ihre Proviantreserven auf und heuern junge Männer für den Walfang an. Porto Pim wird zum neuen Walfängerhafen. Zeitweise liegen über 100 Schiffe vor Anker.

1775
James Cook legt auf seinem Weg in den Südpazifik auf Faial an, um seine Navigationsinstrumente überprüfen zu lassen, bevor er weiter in die Südsee segelt.

1808
Die Vereinigten Staaten entsenden einen eigenen Konsul auf die Insel: John Bass Dabney. Er organisiert die Wirtschaft der Insel und engagiert sich in der Tabakindustrie und im Export von Orangen.

Im 19. Jahrhundert kommt es zu Kämpfen zwischen Absolutisten und Liberalen. Mit 7.500 Kämpfern unterstützt auch Faial Dom Pedro. Seine Liberalen gewinnen schließlich die Oberhand.
Viele Pflanzen aus aller Welt werden eingeführt. So kommt auch die Hortensie aus China und Japan auf die Insel. Ursprünglich eine Zierblume, ist die Hortensie heute das Symbol von Faial.

1832
König Dom Pedro bedankt sich bei seinen Unterstützern und besucht die Insel Faial. 1833 Der König erhebt Horta am 4. Juli 1833 zur Cidade.

1857
Zusammen mit dem ebenfalls wohlhabenden Azoreaner Bensaude sind die Dabneys die Begründer der azoreanischen Walfangindustrie und gründen die erste Walfanggesellschaft. Auf Faial gibt es nur wenige Häfen. So konzentriert sich zunächst alles auf den günstig und geschützt gelegenen Porto Pim von Horta. Hier entsteht eine Walfangfabrik. Nun können die Meeressäuger auch auf den Azoren zerlegt und verarbeitet werden. Es entstehen viele neue Arbeitsplätze. Mit neuen Lagerhallen bleibt Horta ein attraktiver Hafen auf den Azoren. Die Dabneys exportieren auch Orangen und Pico-Wein.

1860
Ein Pilz zerstört die Orangenplantagen und der Export kommt zum Erliegen.

1867
Mark Twain (Same Clemens) passiert Faial mit dem berühmten Kreuzfahrtschiff ‚Quaker City‘.

1876
Der Bau eines Handelshafens beginnt mit neuen Docks und der Errichtung der Hafenmauer. Der Hafen von Horta wird zum wichtigsten Umschlagplatz im Atlantik. Frachtschiffe und amerikanische Walfänger können sich hier versorgen. Auch Kohlebunker werden hier angelegt. Ein Großteil der Kohle kommt aus dem englischen Liverpool.

1883
Horta wird zur Stadt ernannt. König Pedro IV. besucht die Insel. Gleichzeitig nimmt der Handel zu.

1893
Die Telcon verlegt von der Seine aus das erste Unterseekabel zwischen Lissabon und den Azoren über Sao Miguel, Terceira, Graciosa, Sao Jorge und Pico. Es wird von der Europe & Azores Telegraph Co. betrieben. Sie liegt am Fuße des Monte da Guia. Zunächst werden über diese Kabelverbindung vor allem meteorologische Daten übertragen. Der neue schnelle Zugang zu meteorologischen Daten hatte auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wettervorhersagen in Europa.
Engländer, Deutsche und Amerikaner folgen der ersten Kabelgesellschaft. Horta wird zum wichtigsten Telekommunikationsknotenpunkt zwischen Europa und Amerika. Innerhalb weniger Jahre entstehen mehr als 300 Arbeitsplätze. Relaisstationen sorgen für klare Signale auf den Telefonleitungen zwischen der Alten und der Neuen Welt. Alle großen Telegrafengesellschaften errichten hier einen Stützpunkt.

1900
Telcon verlegt vom Schiff Angelia aus ein von Felten & Guilleaume hergestelltes Seekabel zwischen Horta und New York. Es wird von der im selben Jahr gegründeten Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft betrieben und geht 1917 in französische Hände über.

1901
Die Telcon verlegt mit dem Schiff Colonia ein Unterseekabel zwischen Sao Vicente (Kap Verde) und Horta. Es wird von der Western Telegraph Co. betrieben.
Ein weiteres 1.204 Seemeilen langes Kabel wird von Siemens Brothers aus London mit dem Schiff Faraday zwischen Horta Waterville in Irland verlegt. Es wird von der Commercial Cable Co. betrieben.
Auf dem Monte das Mocas wird das Observatorium errichtet.

1903
Die Norddeutschen Seekabelwerke verlegen ein Seekabel von Horta über Borkum nach Greetsi. Es wird von der German Submarine Telegraph Co. betrieben. Ab 1917 wird es nach Brest umgeleitet und von der französischen Post übernommen.

1904
Die Norddeutschen Seekabelwerke verlegen ein Seekabel zwischen Horta und New York. Es wird von der German Submarine Telegraph Co. betrieben. Ab 1917 wird es nach Halifax (Nova Scotia) umgeleitet und ab 1929 von Cable&Wireless betrieben.

1906
Die Telcon verlegt vom Schiff Colonia aus ein 1.467 Seemeilen langes Seekabel zwischen Horta und Sao Vicente auf den Kapverden. Es wird von der Western Union Telegraph Co. betrieben.
Im gleichen Jahr verlegt Telcon ein Seekabel von Horta nach Porthcurno (England). Es wird von der Europe & Azores Telegraph Co. betrieben.

1918
José Azevedo gründet das ‚Café Sport‘.

22. Mai 1919
Das erste Wasserflugzeug landet im Hafen von Horta. Der Hafen liegt geschickt auf halber Strecke über dem weiten Ozean. Das erste Flugzeug wird von dem Amerikaner Albert C. Reid geflogen. Er war in der amerikanischen Trepassey Bay gestartet und mit einer viermotorigen NC4 20 Stunden in der Luft. Sein Weg führte ihn über Ponta Delgada und Lissabon nach Plymouth in England.

1923
Die Telcon verlegt mit dem Schiff Colonia ein Seekabel zwischen Horta und Le Havre. Es wird von der Commercial Cable Co. betrieben.

1924
Die Telcon verlegt mit dem Schiff Colonia ein Seekabel zwischen Horta und New York. Betreiber ist die Western Union Telegraph Co. Dank neuer Materialien ermöglicht es eine viermal schnellere Übertragung. Die Verbindung wird am 20. September fertiggestellt.
Telcon verlegt außerdem ein 1.337 Seemeilen langes Kabel zwischen Horta und Málaga. Dieses Kabel wird von Italcable betrieben.

1926
Am 31. August erschüttert ein Erdbeben die Insel. Viele Familien wandern aus.
In diesem Jahr verlegen die Norddeutschen Seekabelwerke mit dem Schiff Neptun ein Seekabel zwischen Horta und Borkum. Betrieben wird es von der German Atlantic Telegraph Co. Bei Kriegsbeginn wird das Kabel im Ärmelkanal von England gekappt. Ab 1944 wird das Kabel nach Cherbourg umgeleitet und vom amerikanischen Militär in Europa genutzt.

1928
Die Telcon verlegt mit dem Schiff Colonia ein 1.341 Seemeilen langes Seekabel zwischen Horta und Bay Roberts (Neufundland). Es ist das letzte Transatlantikkabel, das Anfang des 20. Jahrhunderts über Horta verlegt wird. Das Hochgeschwindigkeits-Duplexkabel wird von der Western Union Telegraph Co. betrieben. Es kann 1.400 Zeichen pro Minute in jede Richtung übertragen. Das Kabel ergänzt die bereits 1924 verlegte Leitung nach New York.

1933
Charles Lindbergh landet mit einer Lockheed Sirius im Hafen von Horta. Er ist im Auftrag der PanAm auf der Suche nach einer geeigneten Flugroute zwischen Amerika und Europa und findet in Horta einen geeigneten Zwischenstopp. Auch die Lufthansa nutzt den Hafen. Air France und Imperial Airways (heute British Airways) folgen. Im selben Jahr machen auch einige Flugzeuge des Typs Savoia-Marchetti auf dem Rückweg von der Weltausstellung in Chicago nach Rom Station. Der Hafen ist jedoch nicht lang genug für Start und Landung. Bei hohem Wellengang können die Maschinen nicht starten und es kommt immer wieder zu Verspätungen. Bis 1945 nutzen Fluggesellschaften die Insel als regelmäßigen Zwischenstopp auf ihren Transatlantikflügen. Diese Ära endet mit dem Bau des Flughafens auf Santa Maria. 1936 Die erste Linienmaschine der Lufthansa vom Typ Zephir landet auf dem Weg nach New York in Horta. Der Start erfolgt von den Schiffen Friesland und Schwabenland.

1938
Das erste Linienflugzeug der PanAm landet in Horta.

1939
Wegen schlechten Wetters müssen vier Flugzeuge mit ihren Passagieren drei Wochen lang im Hafen von Horta bleiben.

1943
Horta wird Stützpunkt der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Amerikaner und Briten haben Schiffe im Hafen. Deutsche U-Boote stellen eine ständige Bedrohung dar.

1957
Die Erde bebt und es kommt zu einem folgenschweren Vulkanausbruch in Capelinhos. 13 Monate dauert das Schauspiel. Die Insel ist danach 2,4 km² größer.
Bis 1960 wandern mehr als 5.000 Menschen aus.

1962
Die Unterseekabel zwischen Horta und Nova Scotia sowie Waterville werden stillgelegt.

1969
Die letzte Kabelgesellschaft verlässt Horta. Neue Technologien haben die Relaisstationen überflüssig gemacht. Die modernen Transatlantikkabel verlaufen in Regionen mit geringerer seismischer und vulkanischer Aktivität.

1971
Im August 1971 wird der Flughafen von Faial in Betrieb genommen.

1973
Am 23. November erschüttert ein Erdbeben die Insel 1976 Mit der Erklärung zur Autonomen Region Portugals wird Horta eines der drei Verwaltungszentren und Sitz des Parlaments der Azoren. Aus ‚Fayal‘ wird ‚Faial‘.

1986
Der Yachthafen von Horta wird fertiggestellt.

9. Juli 1998 Ein schweres Erdbeben zerstört weite Teile des Ostens. Viele Dörfer sind bis heute gezeichnet. Die zerstörten Kirchen sind ein Mahnmal.

2001
Der Flughafen bei Castelo Branco wird ausgebaut und kann nun auch direkt vom Festland angeflogen werden.




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