Geschichte der Azoren

Die Azoren wurden zu Beginn des 15. Jahrhunderts erstmals offiziell besiedelt. Ihre Entdeckung verdanken sie dem Forscherdrang Heinrichs des Seefahrers (1394-1460). Er beauftragte Diego de Silves, das Ende der Welt zu suchen. So stieß de Silves nur 1000 Meilen vom Festland entfernt auf Santa Maria. Die Inseln verdanken ihre Existenz vulkanischer Gewalt, ihre Entdeckung aber dem Wind. Er blies de Silves Karavelle vom Kurs ab und trieb sie zufällig nach Santa Maria. Es waren ‚Berge aus Feuer, Wind und Einsamkeit‘ für die Neuankömmlinge. Andere Kapitäne entdeckten die anderen Inseln. 1452 schließlich wurden Flores und Corvo entdeckt.
Ihren Namen verdanken die Inseln übrigens dem Mäusebussard. Die Entdecker hielten sie für Habichte und gaben ihnen den portugiesischen Namen ‚açores‘.

Bereits im 12. Jahrhundert muss die Existenz der Inselgruppe bekannt gewesen sein. Karten des arabischen Seefahrers Edirisi zeigen an der Stelle der Azoren sechs Inseln. Die Inseln sind als ‚ilhas de bruma‘ bekannt, weil dichte Nebel Edirisi die Sicht versperrten. Auch die 1339 von Angelino Dulcert gezeichnete Karte weist auf Inseln im Atlantik hin. Ebenso zeigt eine Karte im Atlas Mediceu von 1351 einige Inseln mitten im Atlantik. Eine weitere italienische Karte von Pizigano aus dem Jahr 1367 zeigt eine Insel an der Stelle von Corvo. Eine Expedition unter genuesisch-portugiesischer Flagge berichtet von mehreren Inseln. Vermutlich handelte es sich um die Azoren. Die unbewohnten Inseln scheinen aber niemanden zu interessieren. Bodenschätze werden nicht vermutet, das Wetter ist unbeständig. Erst 1427 dokumentiert Diogo de Silves Santa Maria und Sao Miguel. Heinrich der Seefahrer bekommt das Land vom König geschenkt. Er kann es nicht selbst verwalten und schickt Donatskapitäne aus. Die Flamen spielten eine wichtige Rolle bei der Besiedlung der Inseln. Sie waren es auch, die in den Anfangsjahren für den Anbau von Pastellfarben sorgten. Im 15. Jahrhundert kamen die portugiesischen Bauern. Sie rodeten die Wälder, legten Viehweiden und Ackerland an und gründeten Siedlungen. Die aus Europa und Asien eingeführten Pflanzen und Tiere gediehen prächtig. Getreide, Mais und Gemüse werden wirtschaftlich wichtig. Die Versorgung des Mutterlandes und der afrikanischen Kolonien mit Exportgütern konnte in kurzer Zeit verbessert werden. Mit dem Aufkommen der Färbereien in Flandern stieg die Nachfrage nach Farbstoffen, die aus Pastell und der Färberflechte Urzela gewonnen wurden. Immer mehr Getreidefelder wurden für den Anbau von Pastell aufgegeben. So kam es Ende des 16. Jahrhunderts beinahe zu einer Hungersnot. Schließlich erhielten die wichtigen Orte das Marktrecht. Im 16. und 17. Jahrhundert waren die Azoren Schauplatz großer Seeschlachten. Die Inselgruppe liegt zwischen Europa, Amerika und dem Orient. Piraten und Freibeuter überfallen immer wieder die Städte. Erst jetzt entwickeln sich Landwirtschaft, Viehzucht und Fischfang richtig. Im 18. und 19. Jahrhundert war der Walfang wichtig für die Wirtschaft der Azoren. Viele Familien wanderten nach Amerika aus.
Bis heute gehören die Azoren zu Portugal. Sie haben ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung.

Geschichte:

1179
Gründung des Königreichs Portugal.

1339
Eine Karte von Angelino Dulcert zeigt Inseln im Atlantik. 1351 Eine Seekarte im Atlas Mediceu zeigt eine Inselgruppe mitten im Atlantik. Das Dokument ist unvollständig. Wahrscheinlich handelt es sich um die Azoren.

1367
Eine Karte des Italieners Pizigano zeigt eine Insel an der Stelle des heutigen Corvo.

1427
Der Portugiese Diego de Silves entdeckt im Dienst des Königs offiziell Santa Maria und Sao Miguel. Heinrich der Seefahrer hatte ihn beauftragt, das Ende der Welt zu suchen. Seine berühmte geografische Schule und Sternwarte in Sagres brachte viele Forscher und Entdecker hervor. Die Suche nach einem Seeweg um Afrika herum nach Asien ist der Grund für Prinz Heinrichs Tatendrang.

1432
Am Himmelfahrtstag, dem 15. August 1432, landet Goncalo Velho Cabral auf den Azoren und gibt der ersten Insel den Namen des Tages: Santa Maria. Später kehrt er zurück, um Vieh auszusetzen. Er überlebt und die Inseln werden besiedelt.

1439
Santa Maria wird besiedelt. Das Vieh hat überlebt und sich reichlich vermehrt. Die ersten Siedler kommen von der Algarve und von Madeira. Eine Urkunde von König Afonso V. vom 2. Juli 1439 erlaubt Heinrich dem Seefahrer die Besiedlung der bis dahin bekannten sieben Azoreninseln.

1444
Am 8. Mai landen die ersten Siedler auf Sao Miguel und geben der Insel an ihrem Namenstag den Namen des Erzengels Michael. Sie landen in Povoacao.

1452
Flores und Corvo werden von Diego de Teive als letzte Azoreninseln entdeckt.

1493
Christoph Kolumbus landet auf seiner ersten Rückreise von Amerika auf Santa Maria. Er wird für einen Piraten gehalten und zunächst festgenommen.

1500
Piraten belagern die Azoren. Ein schweres Erdbeben zerstört viele Orte.

1522
Ein schweres Erdbeben zerstört Vila Franca do Campo auf Sao Miguel. 1580 Portugal wird vom spanischen König Philipp II. regiert. Auf den Azoren regt sich Widerstand.

1581
Auf Terceira kommt es zur Schlacht um die Vorherrschaft. Die Spanier werden bei Salga mit Stieren geschlagen und unterliegen.

1582
Der abgesetzte portugiesische König Antonio trifft auf Sao Miguel ein. Er ist immer noch sehr beliebt und hat viele Anhänger. Die Spanier besiegen ihn auf See und hängen seine Anhänger.

1583
Terceira unterstellt sich der spanischen Krone.

1640
Portugal wird wieder unabhängig.

1694
Die Bevölkerung der Azoren erhebt sich gegen Lissabon.

1756
Die ersten amerikanischen Walfänger heuern Azoreaner für den Walfang an.

1759
Die Jesuiten werden ausgewiesen.

1770
Minister Pombal erklärt die Azoren zur Kolonie. ab 1800 Orangen, Tee und Tabak bringen Reichtum. Der Wohlstand auf den Azoren wächst.

1826
In Portugal bricht ein Thronfolgestreit aus. Die Azoren unterstützen den Liberalen Pedro IV. 1829 In der Seeschlacht vor Vila da Praia auf Terceira erleiden die konservativen Truppen Portugals eine vernichtende Niederlage. Mit dem Sieg beginnt auch der Siegeszug des Liberalismus in Portugal unter König Pedro IV. 1832 Auf den Azoren wird eine Walfangflotte aufgebaut.

1846
Dampfschiffe verkehren zwischen Lissabon und den Azoren. Dies ist der Beginn der Transatlantikpassagen. Die Azoren sind ein wichtiger Kohlelieferant.

1860
Das erste rein azoreanische Walfangschiff sticht von Flores aus in See. Schon vorher wurden die amerikanischen Walfangflotten mit Proviant und Besatzungsmitgliedern versorgt, denn auf den amerikanischen Walfängern gibt es genug Arbeit. Sie suchen Harpuniere für ihre Jagd auf den Zahnwal. Einige machen Karriere. Das Segelschiff ‚Wanderer‘ ist ein Paradebeispiel. Es fährt von 1878 bis 1924. Auf Flores beginnt der Walfang auf den Azoren. Gejagt werden vor allem Pottwale.

1893
Über Faial wird das erste Telefonkabel nach Amerika verlegt. Faial wird zum Kabelknotenpunkt zwischen Europa und Amerika.

1916
Die USA errichten einen Militärstützpunkt auf den Azoren.

1919
Das erste Wasserflugzeug landet im Hafen von Horta.

1926
Die Armut auf den Azoren wächst. Viele Menschen emigrieren nach Amerika.

1939 Die Lufthansa fliegt Faial als Zwischenstopp auf dem Weg nach New York an.

1943
Die Alliierten bauen die ersten Flughäfen.

1946
Der Flughafen von Lajes auf Terceira wird alliierter Luftwaffenstützpunkt.

1957
Ein gewaltiger Vulkanausbruch erschüttert Faial. Im Westen der Insel bei Capelinhos entsteht eine bizarre Landmasse. Dörfer und der Leuchtturm werden verschüttet.

1975
Die Azoren werden autonom mit einer Regionalregierung in Ponta Delgada und einem Regionalparlament in Horta und Angra do Heroismo.

1976
Eine demokratische Grundverfassung wird verabschiedet. Die Inseln bleiben portugiesisches Territorium.

1. Januar 1980
Am 1. Januar wird die Zentralgruppe durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Um 15.42 Uhr und 38 Sekunden erschüttert ein gut 11 Sekunden andauerndes Beben die Insel. Das Epizentrum liegt in ca. 12 km Tiefe zwischen Terceira und Sao Jorge. Auslöser ist ein Erdfall im Untergrund. Fischer berichten, dass sich das Meer um einige Meter gesenkt hat. Das Beben erreicht auf Terceira eine Stärke von 8,5, auf Sao Jorge bei Topo und Santo Antao eine Stärke von 8, auf Graciosa eine Stärke von 7 und auf Pico bei Piedade eine Stärke von 5,5. Über 60 Menschen sterben oder werden vermisst. Auf Terceira werden 62% der Gebäude der Insel stark bis vollständig zerstört und auch auf den anderen Inseln bietet sich ein Bild der Verwüstung. Ganze Straßenzüge stürzen ein. Kirchen werden weitgehend zerstört. Am Ende werden fast 6000 zerstörte Häuser gezählt. 20.000 Menschen sind obdachlos.

1986
Portugal tritt der Europäischen Gemeinschaft bei. Die Azoren werden als Randgebiet eingestuft und erhalten fortan zusätzliche Unterstützung.

1996
Die Sozialisten lösen die sozialdemokratische PSD-Regierung nach 20 Jahren ab.

1998
Ein schweres Erdbeben erschüttert in der Nacht Faial. 10 Menschen sterben. Mehr als 1.000 werden obdachlos.
Im gleichen Jahr verlegen die Norddeutschen Seekabelwerke vom Schiff Teneo aus ein 1.100 km langes Seekabel, das die Inseln Sao Miguel, Terceira, Graciosa, Sao Jorge, Pico, Faial und Santa Maria ringförmig miteinander verbindet.

1999
ASN/TYCO/Pirelli verlegen ein insgesamt 9.900 km langes Unterseekabel (Columbus 3) von Florida über Ponta Delgada nach Lissabon.

2003
ASN Calais verlegt ein 1.135 km langes Unterseekabel von der Ile de Sein zwischen den Azoren und Madeira.




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