Die Inselgruppe der Azoren besteht aus neun weit auseinander liegenden Inseln. Wie alle Inseln im Atlantik sind sie vulkanischen Ursprungs und liegen zwischen Europa und Nordamerika. Die Insel Flores bildet gleichzeitig das westliche Ende Europas.
Plattentektonik:
Die Azoren liegen auf dem Mittelatlantischen Rücken, einer geologisch äußerst aktiven Zone. Tief unter der Meeresoberfläche treffen hier drei tektonische Platten der Erdkruste aufeinander. Die Platten driften hier auseinander, so dass ständig neues Material aus dem Erdinneren nach oben drängt. Im Laufe der Jahrmillionen entstand so ein unterseeisches Gebirge, dessen höchste Erhebungen in Form der neun Azoreninseln aus dem Meer ragen.
Die Inseln liegen zwischen der Amerikanischen Platte im Westen und der Eurasischen und Afrikanischen Platte im Osten. Corvo und Flores auf der amerikanischen Platte bewegen sich durch die Kontinentaldrift jährlich etwa 1,5 Zentimeter von Europa weg. Die Inseln der Zentral- und Ostgruppe bewegen sich mit der gleichen Geschwindigkeit nach Osten. Durch die Reibung entstehen Spannungen und Erdbeben. So kann die dünne Erdkruste aufbrechen und Magma austreten – wie vor rund vier Millionen Jahren, als die neun Inseln mit einer Fläche von 2.333 Quadratkilometern entstanden.
Inselgruppen:
die Ostgruppe: Sao Miguel, Santa Maria
die Zentralgruppe: Terceira, Graciosa, Sao Jorge, Faial, Pico
die Westgruppe: Flores, Corvo
Corvo im Nordwesten trennen Santa Maria im Südosten etwa 550 km. Die Zeitverschiebung auf den Azoren gegenüber der Weltzeit beträgt eine Stunde zurück. Mitteleuropa ist somit zwei Stunden voraus.
Die Inseln sind durch eine Reihe von Vulkanausbrüchen entstanden. Sie liegen auf dem Mittelatlantischen Rücken, wo die Nordamerikanische Platte (Flores und Corvo) auf die Eurasische (Sao Miguel) und die Afrikanische Platte trifft. Santa Maria liegt auf einer eigenen kleinen Mikroplatte der Azoren. (Faial, Pico, Sao Jorge, Graciosa und Terceira liegen auf einer Querstörung.
Santa Maria ist mit ca. 80 Mio. Jahren die älteste Insel und liegt am weitesten vom Mittelatlantischen Rücken entfernt. Pico in der Mitte ist die jüngste Insel. Auf Sao Miguel finden sich die ältesten Basaltgesteine, die auf ca. 4,2 Mio. Jahre datiert werden. Die Erde ist teilweise noch heute aktiv. Allein im 20. Jahrhundert wurden neun Vulkanausbrüche gezählt. Die meisten ereigneten sich jedoch im Meer. Für Geologen sind die Azoren deshalb interessant.
Vulkanologie:
Unzählige Vulkane prägen das Landschaftsbild. Es handelt sich um Schicht- oder Stratovulkane mit meist steilen Flanken. Durch den Auswurf von Lava und Schlacken entstanden die verschiedenen Lava- und Tuffschichten. Auch die größeren Caldeiras sind aus den Vulkankratern hervorgegangen. Der ursprüngliche Vulkankegel brach nach einer Explosion zusammen. Auf dem Grund dieser abflusslosen Vulkankessel haben sich meist kleine Kraterseen gebildet. Während die Hänge außen sanft abfallen, sind die Kraterwände im Inneren der Caldeiras meist sehr steil.
Ein Großteil der kleineren Vulkankegel auf den Azoren gehört zum Stromboli-Typ. Sie besitzen daher eine gewisse explosive Kraft. Bei Ausbrüchen können Aschesäulen von bis zu 1 km Höhe entstehen. Die Schlackenkegel der Vulkane werden häufig als Steinbrüche genutzt. Der dabei gewonnene poröse Schotter (Begaco) eignet sich hervorragend als Baumaterial. Daraus werden unter anderem die für den Hausbau benötigten Hohlblocksteine gegossen.
Viel gefährlicher sind die Vulkane des plinianischen Typs. Ihre trachytische Lava ist so zähflüssig, dass die Gase nur explosionsartig entweichen können. Die Eruptionssäulen reichen deshalb bis zu 20 km hoch. Bei einer Eruption können daher große Gebiete verwüstet werden. Ein Beispiel ist die Caldeira auf Faial.
Auf Terceira kann man im Hochland einige Unebenheiten in der Landschaft beobachten (Hornitos). Diese Gesteinsmassen wurden aus Vulkanschloten herausgeschleudert. Man nennt sie daher Spitzkegel.
Für Touristen zeigt sich die geologische Seite der Inseln in Form von Vulkankratern, hohen Kegelvulkanen, dampfend heißen Thermalquellen, Schlammbädern, Solfataren, Fumarolen und prächtigen Basaltformationen. Die Ausbrüche der heute noch aktiven Vulkane sind häufig. Sie finden zwar unter dem Meeresspiegel statt, aber auf den Inseln sind die Erschütterungen zu spüren. So zerstörte 1998 ein Seebeben auf der Insel Faial ganze Dörfer. Im Durchschnitt gibt es alle zehn Jahre ein stärkeres Erdbeben, alle 100 Jahre bricht ein Vulkan aus. Die Azoren verfügen heute über ein Frühwarnsystem für Erdbeben.
Formigas:
Neben den neun Inseln gibt es noch die unbewohnten Formigas. Diese kleinen Inseln liegen zwischen Santa Maria und Sao Miguel, etwa 35 km vor der Küste von Santa Maria.
Die kleinen Eilande ragen teilweise nur wenige Meter aus dem Meer und sind alle unbewohnt. Sie gelten als Taucherparadies, auch wenn das Tauchen heute eingeschränkt ist. Denn die Formigas wurden zum Naturschutzgebiet erklärt. Taucher und Angler brauchen jetzt eine Lizenz. Viele Brutvögel nisten hier, und auch unter Wasser ist der Fischreichtum so groß, dass man schon mal einen dicken Fisch an den Haken bekommt. 1995 wurde hier mit einem 480 kg schweren und 4,7 m langen Schwertfisch der „Frauenweltrekord im Schwertfischfang“ aufgestellt.
In der Seefahrt sind die Formigas gefürchtet. So mancher Kapitän hat hier schon Schiffbruch erlitten. Inzwischen markiert hier ein Leuchtturm den Archipel, dessen Lichter nachts auch von Santa Maria aus zu sehen sind.
Zahlen und Fakten
Gesamtfläche: ca. 2.326,8 km² Wirtschaftszone: 984,3 km² Sao Miguel ist die größte Insel (747 km²).
Corvo ist die kleinste Insel (17 km²).
Lage: zwischen dem 36. und 39. Breitengrad, von 39°43’ bis 36°55’ Nord zwischen dem 25. und 33. Längengrad Kleinste Inseldistanz: zwischen Pico und Faial sind es nur 6 km.
Größte Inselentfernung: zwischen Santa Maria und Corvo liegen ca. 550 km.
Entfernung: von Portugal: ca. 1.500 km von Nordamerika: ca. 4.000 km Höchste Erhebung: Pico, 2.351 m. Er ist gleichzeitig der höchste Berg Portugals.

