Fauna der Azoren

Auf den Azoren leben zahlreiche Vogelarten. Vor allem Zugvögel nisten und überwintern auf dem Archipel. Im Hinterland leben Kaninchen, Frettchen oder Igel in freier Wildbahn. In den überall vorhandenen Seen tummeln sich Forellen, Hechte, Karpfen und Barsche.

Dennoch ist die Artenvielfalt relativ gering. Die Vögel sind die einzigen ursprünglichen Tiere. Der Priolo, eine Gimpelart, lebt nur hier und ist sogar geschützt. Die Pyrrula murina hat den Pico da Vara zu ihrer Heimat gemacht. Nachts sind die Sturmtaucher (cagarro) mit ihren eigentümlichen Rufen nicht zu überhören. Sie sind nachtaktiv und bevölkern weite Teile der Küste. Die Vögel sind etwas kleiner als die bekannten Möwen.

Gelbschnabel-Sturmtaucher (calonectris diomedea ssp. borealis, port.: cagarro) können leicht mit den allgegenwärtigen Möwen verwechselt werden. Tatsächlich sind sie aber mit den Albatrossen verwandt. Die Vögel mit ihrem graubraunen Gefieder sind tagsüber oft in Gruppen auf dem Meer zu beobachten. Ein Cagarro kann bis zu 40 Jahre alt werden. Interessant ist ihr Flugverhalten, denn sie gleiten knapp über der Meeresoberfläche und nutzen dabei den dort herrschenden Auftrieb. Die Vögel leben vollständig auf dem Meer. Nur zum Brüten und zur Aufzucht der Jungen kommen sie an Land. Hier sind sie leicht angreifbar. Deshalb wurden an den bekannten Brutplätzen Schutzzonen für die Vögel eingerichtet. Sturmtaucher brüten im Frühjahr, indem sie tiefe Bruthöhlen in die Steilküste graben. Meist im Mai wird ein einziges Ei gelegt. Die Brutzeit beträgt 55 Tage. Gefüttert wird nur nachts. Daher hört man auch nur nachts die eigenartigen Rufe der Cagarros über der Küste. Die Brutzeit endet im Oktober. Die Geschlechtsreife wird erst nach acht Jahren erreicht. Die Lebensgemeinschaften halten meist ein Vogelleben lang.

Vögel:

Der Mäusebussard (açores), der hier heimisch ist, wurde von den ersten Siedlern als Habicht gehalten. Er gab dem Archipel seinen Namen. Seine Beuteflüge kann man auf allen Inseln beobachten. Der Rest wurde eingeführt oder kam als blinder Passagier auf das Archipel. Dazu gehören Stelzen und Finken, Girlitz, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und eine Kanarienvogelart. Viele der heute auf den Azoren vorkommenden Arten sind Zugvögel, die das Archipel als Zwischenstation nutzen oder hier überwintern.

Säugetiere:

Unter den Säugetieren ist die Kuh am weitesten verbreitet. Sie wurde zusammen mit Hund und Katze bereits Anfang des 15. Jahrhunderts eingeführt. Um die Herden zusammenzuhalten, wurden spezielle Hunde eingeführt, die Cães de Fila. Eine kräftige, gehorsame, kniehohe Rasse mit kurzem Fell und großer Ausdauer. Die Rasse ist im Laufe der Jahrhunderte verwildert und wurde 1984 als eigene Hunderasse anerkannt. Ein weiteres Nutztier ist die Ziege. Über 8000 dieser meckernden Nutztiere gibt es auf dem Archipel.
Im Unterholz raschelt es. Kleine Eidechsen huschen über die Wege. Sie sonnen sich gerne auf dem oft dunklen Lavagestein. Im Busch leben Frettchen, Igel und auch Kaninchen. In manchen Jahren gibt es regelrechte Plagen – sehr zur Freude der örtlichen Gastwirte. Die Bauern sehen das natürlich etwas anders. Ansonsten gibt es wie überall kleine Nager. In manchen Regionen – zum Beispiel im Nordwesten von Sao Miguel – gibt es deshalb spezielle Pfahlbauten als Getreidelager.
Gefährliche oder giftige Tiere gibt es nicht. Auch Schlangen oder Skorpione haben noch nicht den Weg auf die Azoren gefunden.

Meeresfauna:

Die Meeresfauna ist reichhaltig. Kugelfische, Zackenbarsche, Barrakudas und viele mehr findet man in den Gewässern rund um die Azoren. Hinzu kommen mehr als 20 Delfinarten und verschiedene Walarten. Darunter auch der Pottwal, der noch bis in die 80er Jahre traditionell von Hand gejagt und industriell verarbeitet wurde. In den zahlreichen Kraterseen tummeln sich Forellen, Hechte, Karpfen und Barsche.

Artenspektrum:

Amphibien:

Schwanzlurche (Urodela):

Salamander und Molche (Salamandridae):

Spanischer Rippenmolch
(pleurodeles waltl, port.: Salamandra de costelas salientes) Es ist ein kräftiger Molch mit flachem Kopf, kleinen Augen und grobkörniger, rauhwarzer Haut. Die Färbung der Rückenseite variiert zwischen einer grauen, gelblich-grünen oder olivgrauen Grundfarbe mit verwaschenen dunkleren Flecken. Die Bauchseite ist etwas heller gefärbt und weist selten fleckige Aufhellungen auf. Der Name Rippenmolch leitet sich von den seitlichen Rippenhöckern ab, in denen sich die Rippenenden befinden, die selten auch die Haut durchdringen. Oft stehen die helleren, orange gefärbten Rippenhöcker in auffälligem Kontrast zur Grundfarbe. Der Schwanz ist mindestens so lang wie der Rumpf, stark abgeflacht und mit einem deutlichen Hautkamm versehen.
Er zählt zu den größten Schwanzlurchen Europas, wird bis zu 20 Jahre alt und bis zu 30 cm lang. Als Kulturfolger bewohnt er ganzjährig meist stehende Gewässer wie Gräben, Teiche oder Zisternen.
Ein einzelnes Tier wurde Ende 1981 in einer Zisterne in Ponta Delgada entdeckt. Nachforschungen ergaben, dass der ursprünglich aus dem Alentejo stammende Rippenmolch vermutlich mit einer Holzlieferung aus Portugal auf die Insel Sao Miguel gelangte.

Bergmolch
(triturus carnifex, port.: Tritao de crista) Der Bergmolch ist ein breitköpfiger Wassermolch mit kräftigen Beinen. Die Männchen entwickeln während der Paarungszeit einen spitz gezackten, mäßig hohen Rückenkamm, der durch einen Einschnitt vom oberen Schwanzrand getrennt ist. Die Körperoberseite ist bräunlichgrau bis schwarzbraun mit deutlichen runden dunklen Flecken. Weibchen und Jungtiere haben oft eine gelbliche Längslinie entlang der Rückenmitte. Die Bauchseite ist orangerot mit dunklen Flecken, die Kehle ist dunkel. Die Flanken sind schwach oder gar nicht weiß gefleckt. Die Haut ist fein bis glatt.
Er kann bis zu 20 cm lang werden und ist durch die Fauna-Habitat-Richtlinie der EU geschützt und somit meldepflichtig.
Ursprünglich hieß die Art Triturus cristatus. Die Art ist seit 1922 von Sao Miguel bekannt. Sie soll vom Direktor des Museums Carlos Machado in der Hauptstadt Ponta Delgada aus einem Schauaquarium im Gebiet der Lagoa de Congro ausgesetzt worden sein. Mittlerweile ist er im Zentralgebiet von Sao Miguel weit verbreitet und auch in Brunnen und Viehtränken häufig anzutreffen.

Froschlurche (anura):

Echte Frösche (ranidae):

Iberischer Wasserfrosch
(rana perezi, port.: Ra verde) Er ist ein relativ kleiner, variabler Grünfrosch ohne Schläfenfleck. Das Trommelfell ist deutlich ausgeprägt. Die Oberseite ist glatt oder schwach gekörnt in verschiedenen Grün-, Braun-, Grau- oder Gelbtönen mit dunkelbraunen Flecken und oft einer gelblichen Mittellinie. Die Bauchseite ist weißlich mit hellgrauen Flecken. Die Kopfrumpflänge beträgt maximal 8 cm. Er kommt vor allem an kleinen bis großen, stehenden und fließenden Gewässern vor.
Er ist eine der häufigsten Amphibien Portugals und wurde vermutlich 1820 im Zuge der Malariabekämpfung durch den Menschen auf die Azoren eingeführt. Heute bewohnt er fast alle Kraterseen des Archipels. Er ist sehr anpassungsfähig und kommt sogar im ca. 30°C warmen Wasser der Ribeira Quente bei Furnas vor. Seine Populationsdichte ist sehr hoch. In einem 3×4 m großen Wasserbecken auf Santa Maria wurden 230 Exemplare gezählt.

Reptilien:

Schildkröten (Testudinata):

Meeresschildkröten (cheloniidae):

Unechte Karettschildkröte
(caretta caretta, port.: Tartaruga boba) Sie ist die bei weitem häufigste Meeresschildkröte. Sie wird bis zu 110 cm lang und bis zu 150 kg schwer. Ihre Grundfärbung ist rotbraun. Ausgewachsene Tiere haben einen gelbbraunen Panzer.
Allein an den Küsten der Azoren wurde sie weit über tausend Mal gesichtet. Die Schildkröten überqueren den Atlantik von den südöstlichen USA westwärts, passieren dabei die Azoren und wandern weiter nach Süden in Richtung Madeira und Kanaren. Auf den Azoren werden Rückenpanzerlängen von 8 bis 60 cm beobachtet.

Echte Karettschildkröte
(eretmochelys imbricata, port.: Tartaruga imbrivada) Die Echte Karettschildkröte ist wie die meisten Meeresschildkröten weltweit verbreitet. Sie erreicht eine Länge von 100 cm und ein Gewicht von 75 kg. Erwachsene Tiere sind in der Regel schwarz bis dunkelbraun mit gelblichen und hellbraunen bis rötlichen Flecken und Streifen.
Die Art ist durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen international geschützt.
Sie ist wegen ihres begehrten Schildpatts fast ausgerottet und wird nur noch sehr selten vor den Azoren gesichtet.

Atlantische Bastardschildkröte
(Lepidochelys kempi, port.: Tartaruga de Kemp) Sie wird bis zu 70 cm lang und bis zu 50 kg schwer.iDer Panzer ist meist graugrün.aWegen ihres Fleisches wurde sie fast ausgerottet.
Inzwischen ist die Art durch das Washingtoner Artenschutzabkommen international geschützt.
Ein Jungtier wurde 1913 vor Corvo gefangen. Im Juni 1989 wurde 15 Meilen südlich von Pico ein 1,63 kg schweres Exemplar registriert.

Lederschildkröten (dermochelyidae):

Lederschildkröte
(dermochelys coriacea, port.: Tartaruga de couro) Im Gegensatz zu den anderen Meeresschildkröten hat die Lederschildkröte keinen starren Panzer aus Knochen und Horn, sondern eine dicke, lederartige Haut, in die mosaikartig kleine Knochenplättchen eingebettet sind. Die Tiere sind relativ groß und können eine Rumpflänge von bis zu 256 cm und ein Gewicht von über 900 kg erreichen.eWeibliche Tiere erreichen im Durchschnitt eine Rumpflänge von 155 cm und ein Gewicht von 250 bis 500 kg.
Exemplare dieser Art werden jedes Jahr vor den Azoren in Fischernetzen gefangen.

Echsen (Sauria):

Eidechsen (Lacertidae):

Madeira-Mauereidechse
(Podarcis dugesii dugesii, port.: Lagartixa da Madeira) Sie wurde auf die Azoren eingeschleppt und bewohnt fast ausschließlich die Küstenzone. Dort ist sie aber weit verbreitet.

Niedere Tiere:

Hydrozoen (Hydrozoa):

Gelber Federpolyp
(Aglaophenia tubulifera) Er lebt rund um die Azoren ab 40 m Tiefe. Die Fächer stehen quer zur Strömung.

Geweihkoralle (antipatharia):

Schwarze Koralle
(antipathes) Die Geweihkoralle lebt ab einer Tiefe von 30 Metern in großen Büschen. Sie erreichen eine Höhe von mehr als einem Meter. Das schwarze Hornskelett entsteht durch mineralische Ablagerungen.

Borstenwürmer (Polychaeta):

Schraubenwurm
(Spirographis spallanzani) Der Schraubenwurm ist auf den Azoren recht häufig. Sie wird bis zu 40 cm hoch und lebt vor allem an Felswänden. In den pergamentartigen Röhren leben die eigentlichen Würmer.

Krebse (caprellidae):

Stachelkrebs
(caprella acanthifera) Der winzige, bis zu 1 cm lange Krebs lebt auf Seesternen.

Garnelen (decapoda):

Mittelmeer-Putzergarnele
(lysmata seticaudata) Die Garnelenart wechselt mit zunehmendem Alter ihr Geschlecht von männlich zu weiblich.

Langustenverwandte (decapoda):

Großer Bärenkrebs
(scyllarides latus) Der Große Bärenkrebs wird bis zu 45 cm lang. Statt großer Fühler hat er zwei Scheren, die ersten Vorderbeine sind zu Klauen umgebildet. Sie dienen der Verteidigung. Er ernährt sich hauptsächlich von Napfschnecken.

Krabben (decapoda):

Große Seespinne
(maja squinado) Die Große Seespinne erreicht eine Körperlänge von 25 cm und ist damit die größte Krabbenart des Archipels. Sie frisst alles, auch Tiere und Seegurken.

Wuschelkrabbe
(pilumnus villosissismus)

Haarkrabbe
(pilumnus hirtellus)

Einsiedlerkrebs (decapoda):

Roter Einsiedler
(dardanus calidus) Er lebt in Wassertiefen bis zu 30 Metern. Er ist der größte Einsiedlerkrebs des Archipels.

Gestreifter Felseneinsiedler
(eupagurus anachoretus) Er lebt in Wassertiefen bis zu 30 m.

Wollhandeinsiedler
(pagurus cuanensis) Er lebt in Wassertiefen bis zu 30 m.

Nacktschnecken (nudibranchia):

Gemusterte Sternschnecke
(hypselodoris fontandraui) Sie lebt nur im Mittelmeer und auf den Azoren und wird bis zu 4 cm lang. Die Färbung ist vielfältig und auffallend sind die farbigen Verzweigungen, die von der Mittellinie ausgehen.

Drachenschnecke
(roboastra europeae) Sie kommt in zwei Farbformen vor und wird bis zu 8 cm lang.gNeben einer gelb-gestreiften gibt es auch eine orange-blaue Farbform.

Gibraltar-Nacktschnecke
(tambja ceutae) Sie wird bis zu 5 cm lang und ist eine der häufigsten Nacktschnecken auf den Azoren.

Orange gepunktete Schleierschwanz-Nacktschnecke
(glossodoris edmunsi) Sie wird nur bis zu 4 cm lang und beeindruckt durch ihre bunten Farbtupfer.

Leoparden-Nacktschnecke
(Discodoris atromaculata) Sie kann bis zu 12 cm lang werden, obwohl man meist viel kleinere Exemplare findet. Die weiße Art mit den braunen Farbflecken ernährt sich von Schwämmen, wo sie am häufigsten vorkommt.

Fransenschnecke
(Marionia blainvillea) Sie wird bis zu 5 cm lang und ernährt sich hauptsächlich von Nesseltieren. Am Körper befinden sich zahlreiche auffällige Kiemenanhänge.

Seeigel (echinoidei):

Brauner Diademseeigel
(centrostephanus longispinis) Er kommt vor allem an dunklen Stellen vor und wird wegen seiner oft dunklen Färbung oft mit dem Schwarzen Diademseeigel verwechselt.

Seesterne (asteroidei):

Oranger Seestern
(hacelia attenuata) Er kommt in Tiefen von 20 m bis 150 m vor.

Rotvioletter Seestern
(ophidiaster ophidianus) Die Färbung reicht von dunkelviolett bis hellorange. Die Art lebt in Tiefen bis ca. 20 m und wird bis zu 40 cm groß.

Seescheiden (Ascidia):

Weiße Zwergseescheide
(Clavelina oblonga) Sie wurde vermutlich von ihrer ursprünglichen Heimat in der Karibik auf die Azoren eingeschleppt.

Orangefarbene Kronenseescheide
(distaplia corolla) Sie wurde vermutlich von ihrer ursprünglichen Heimat in der Karibik auf die Azoren verschleppt. Neben der orangen Farbvariante gibt es auch eine violette Art.

Blaue Trauben-Ascidie
(eudistoma angolanum) Sie bildet gerne Kolonien und wird schon knapp unter der Wasseroberfläche angetroffen.

Schwammartige Seescheide
(cystodytes dellechiaje) Sie bildet gerne Kolonien und wird erst unterhalb von 30 m angetroffen. Sie ist eine der häufigsten Arten auf den Azoren.anzani) Die Schraubenkoralle ist auf den Azoren recht häufig. Sie wird bis




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